18. April 2018

Comix Zone: Ein Spieleklassiker, der in Panels denkt


Wie auch Filme sind Comics eine gern genommene Vorlage für Videospiele. Wikipedia etwa listet mehr als 400 Games, die direkt oder indirekt auf Comics basieren - und die Liste ist nicht annähernd vollständig. Die meisten Spiele passen die Vorlagen an das interaktive Medium an und ähneln mit ihren Animationen, Perspektiven und Zwischensequenzen eher dem Film als dem Comic.

Die "sequenzielle Kunst", wie Eisner den Comic beschreibt, wird zugunsten der nahtlosen oder flüssigen Bewegung und Erzählung verdrängt. Es basiert also nur noch der Inhalt auf der Comicvorlage, nicht aber die Form. Das ist natürlich völlig okay, schließlich hat auch das Videospiel ganz eigene Regeln und Formen, die man beachten muss, dennoch wünschte ich mir, dass die Entwickler hier etwas mehr experimentieren würden - so wie Sega seinerzeit mit Comix Zone.

Comix Zone erschien 1995 ursprünglich für den Sega Mega Drive (Genesis), einer Zeit, in der Sega und andere Publisher/Entwickler noch viele experimentelle Games auf den Markt brachten. Comix Zone basiert nicht auf einem Comic, kombiniert die beiden Medien so geschickt miteinander wie bis dato wohl kein anderes - zumindest ist mir kein weiteres Spiel bekannt, dass Comic und Videospiel auf diese Weise verquickt und weiterentwickelt hätte. Aber was ist das Besondere an Comix Zone? Das Spiel wurde in Panels gedacht, dass heißt, in jedem Panel gibt es eine bestimmte Herausforderung, bevor der Protagonist im wörtlichen Sinne in das nächste gehen, springen oder sich fallen lassen kann. Der Spieler darf dabei teils sogar entscheiden, in welches anliegende Panel er wechseln möchte, er beeinflusst also direkt die Erzählreihenfolge. Jeder neu auftauchende Gegner wird zudem "live" von einer Hand in das Panel gezeichnet. In gewisser Weise wird sogar der Bedeutung des Leer- bzw. Weißraums zwischen den Panels Rechnung getragen, der mal als zerstörbare Wand, mal als Szenenwechsel genutzt wird.

Spieletechnisch hingegen ist Comix Zone ein typischer Vertreter der Beat 'em Ups der 90er, der an einigen Stellen durch kleine Rätsel und Jump 'n' Run-Einlagen aufgelockert wird, insgesamt aber nichts Herausragendes bietet. Die Story... ja... die Story ist schlecht bis peinlich und der größte Kritikpunkt an dem Spiel. Kurz zusammengefasst: Der Comiczeichner Sketch Turner wird in sein eigenes Werk gezogen und muss sich dort als Superheld seinen eigenen Kreaturen stellen und am Ende natürlich den Oberbösewicht besiegen sowie die Frau in Nöten retten, um in die echte Welt zurückkehren zu können.

Trotz der miesen Story und der eher simplen Mechanik lohnt sich aber allein für die Art der Umsetzung ein Blick auf diesen Klassiker. Wer das Spiel selbst ausprobieren möchte, bekommt es bei Steam für 2,49 Euro. Alternativ könnt ihr euch auch hier ein Walkthrough ansehen:

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