5. August 2017

Manga-Empfehlungen: Japanische Comics für Neueinsteiger

Bild: Ausschnitt aus Town of Evening Calm, Country of Cherry Blossoms

Von Manga wie One Piece, Dragon Ball und Naruto haben wohl die meisten schon gehört oder den einen oder anderen Band im Comicladen gesehen. Wenn du zu dieser Gruppe gehörst, dich solche bekannten Manga aber bisher nicht dazu inspirieren konnten, mal zu einem japanischen Comic zu greifen, dann sind diese Serien als Einstieg für dich höchstwahrscheinlich auch nicht geeignet. Das heißt aber nicht, dass Manga deshalb per se für dich uninteressant sein müssen. Denn von einem Manga auf den anderen zu schließen, ist genauso, als würde man sagen "Comics sind nichts für mich" - denn nichts anderes bedeutet das Wort Manga im Japanischen. Für alle, die bisher keine oder kaum Berührungspunkte mit japanischen Comics hatten, habe ich daher eine kleine Empfehlungsliste zusammengestellt, die meiner Meinung nach gut für einen Einstieg in die vielfältige Welt der Manga geeignet ist und nichts oder kaum mit dem hierzulande weitverbreitetem Verständnis von Manga gemein hat. Unter den sechs Manga-Empfehlungen findet ihr nochmals sechs weitere, wirklich sehr kurze Lesetipps, die teils deutlich klassischer und "typischer" sind, etwa die Samurai-Epen Lone Wolf & Cup und Vagabond.


Die folgenden Empfehlungen stellen keine Top-Liste dar. Die Auflistung dient lediglich der besseren Übersicht. Einige der Manga wurden bisher nicht ins Deutsche übersetzt, ich verlinke bei den entsprechenden Titeln auf die englische Ausgabe, in Klammern steht jeweils der japanische Originaltitel.

Town of Evening Calm, Country of Cherry Blossoms (Yunagi no Machi Sakura no Kuni)
Der Manga ist in zwei separaten, aber doch zusammenhängenden Geschichten aufgebaut, und erzählt in sehr ruhigen Tönen von dem Leben einer Familie, die den  Atombombenangriff auf Hiroshima überlebt haben. Die erste Story spielt in den 50ern, die zweite zirka 30 und 50 Jahre später. Der Manga erschien erstmals 2003. Der Manga umfasst einen Band.

Bild: Cover der englischsprachigen Ausgabe, Last Gasp

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5 Centimeters Per Second (Byōsoku 5 Senchimētoru)
Meist ist es so, dass ein erfolgreicher Manga eine Anime-Serie nach sich zieht - in diesem Fall ist es genau umgekehrt: 5 Centimeters Per Second basiert auf dem gleichnamigen Episodenfilm, der drei Lebensabschnitte des Protagonisten Takaki Tōno zeigt, die inhaltlich aber immer denselben Schwerpunkt haben: unerfüllte Liebe. Traurig, romantisch, aber nie kitschiger als nötig. Der Manga umfasst einen Band.

Bild: Cover der englischsprachigen Ausgabe, Vertical
Pluto (Purūtō)
Pluto ist ein Sci-Fi-Thriller, in dem der Roboter-Detective "Gesicht" eine Reihe mysteriöser Morde an Menschen und Robotern aufklären soll. Ein sehr tiefsinniger und teils abgedrehter Manga mit wunderschönen Zeichnungen. Wer Geschichten à la Blade Runner mag, wird sicherlich auch Pluto mögen. Als Grundlage dient der Manga-Klassiker Astro Boy - kennen muss man diese Vorlage allerdings nicht. Der Manga umfasst insgesamt 8 Bände.

Bild: Cover der deutschen Ausgabe, Carlsen Verlag
Old Boy
Old Boy ist moderner Klassiker, der bereits zweimal verfilmt wurde: 2003 von Park Chan-wook und 2013 von Spike Lee. Old Boy ist ein Rache-Thriller, dem das Schuld-und-Sühne-Prinzip zu Grunde liegt. Wer die Story noch nicht kennt: Goto wird aus ihm unbekannten Gründen entführt und 10 Jahre ohne Kontakt zur Außenwelt eingesperrt. Als er freikommt, macht er sich auf die Suche nach seinem Peiniger. Der Manga ist düster und melancholisch, aber nicht so gewalttätig wie die Verfilmungen. Zudem wird der Protagonist in der Manga-Vorlage eher als zielstrebiger Puzzler charakterisiert, der das Geheimnis seiner langjährigen Haft lüften will, während Park Chan-wooks Verfilmung eine gebrochene, labile Figur porträtiert. Sowohl der Film (die Version von Park Chan-wook) als auch der Manga sind sehenswert. Das Remake von Spike Lee hingegen kann man getrost vergessen. Old Boy umfasst insgesamt 8 Bände.

Bild: Cover der deutschen Ausgabe, Carlsen Verlag
Monster
Monster ist nicht nur mein Erstkontakt mit der japanischen Comic-Kultur, sondern auch einer der ersten "Erwachsenen"-Comics, die ich gelesen habe - und einige Szenen haben sich bis heute in mein Gedächtnis gebrannt und mein Verständnis von Comics, das sich bis dahin überwiegend aus Marvel- und DC-Heftchen zusammensetzte, nachhaltig geprägt. Monster zu lesen ist kein Spaß, denn diesem Thriller schlittert man von einem psychischen Abgrund in den nächsten. Und jedesmal, wenn glaubt, jetzt hat man mir, dem Leser, aber genug zugemutet, folgt der nächste Schlag ins Gesicht. Andererseits gibt es auch Momente der Hoffnung. Vor allem ist Monster aber eines: unglaublich spannend.

Kurz zusammengefasst - ich will hier möglichst nichts spoilern - dreht sich die Handlung von Monster um den Arzt Kenzō Tenma, der sich in einer Notsituation entscheiden muss, einen Jungen oder einen alten, einflussreichen Mann zu retten. Obwohl ihm der Chefarzt befiehlt, den Mann zu operieren, rettet Tenma dem Jungen das Leben - und das verändert sein eigenes. Jahre später trifft Tenma den Jungen von damals wieder und erfährt, dass er ein Killer ist. Kann Tenma seine Entscheidung von damals korrigieren, indem er Jagd auf das "Monster" macht? Monster umfasst insgesamt 18 Bände.

Bild: Cover der englischsprachigen Ausgabe, Viz Media
Yotsuba&! (Yotsuba to!)
Die bisherigen Empfehlungen sind allesamt recht schwere Kost. Wer etwas Abwechslung sucht und das Leben mal wieder mit Kinderaugen betrachten möchte, dem kann ich Yotsuba&! ans Herz legen. Die eigentliche Handlung - die kleine Yotsuba zieht mit ihrem Vater vom Land (?) in die Vorstadt - ist vernachlässigbar. Viel interessanter ist, wie das Mädchen die Welt für sich entdeckt und für allerlei chaotische wie witzige Momente sorgt. Hier stecken viel Liebe und Sinn für Humor drin. Der Manga umfasst bisher 13 Bände und ist noch nicht abgeschlossen.

Bild: Cover der deutschen Ausgabe, Tokyopop

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Weitere Manga-Empfehlungen in der (ganz kurzen) Kurzübersicht



Berserk (Beruseruku)
Fantasy-Klassiker, der seit 1989 besteht und mittlerweile mehr als 30 Bände umfasst - ein Ende ist nicht in Sicht. Die Story ist komplex, der gezeigte Gewaltgrad hoch und die Zeichnungen sind großartig.

Bild: Cover der deutschen Ausgabe, Panini
Vagabond (Bagabondo)
Vagabond ist ein Vertreter der Samurai-Manga mit historischem Hintergrund ohne Schönfärberei. Die Zeichnungen sind detailreich und sehr realistisch gehalten. Vagabond erscheint seit 1998 und umfasst derzeit 37 Bände.

Bild: Cover deutschen Ausgabe, Egmont Manga
Vinland Saga (Vinrando Saga)
Vinland Saga ist ein historisch angehauchter Manga, der uns die Blütezeit der Wikinger näherbringt. Vinland Saga läuft seit 2005. Aktuell sind 16 Bände erschienen.

Bild: Cover der deutschsprachigen Ausgabe, Carlsen Verlag
Lone Wolf & Cub (Kozure Ōkami)
Neben Vagabond der zweite Samurai-Manga in dieser Liste. Nicht unbedingt mein Favorit, aber ein Klassiker, der viele andere Künstler beeinflusst hat. Dieser Manga erschien in den 70ern und umfasst insgesamt 28 Bände.

Bild: Cover der englischsprachen Gallery Edition, Dark Horse
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Uzumaki – Spiral Into Horror (Uzumaki)
Spiralen, überall Spiralen! Die Grundidee von Uzumaki klingt im wörtlichen Sinne verdreht, denn in diesem Horror-Mystery-Manga wird das Grauen allein durch Spiralformen manifestiert. Dass das Konzept aufgeht, glaubt man spätestens dann, wenn man diese drei Bände umfassende Geschichte gelesen hat. Die Originalausgaben erschienen 1998 bis 1999.

Bild: Cover der deutschen Ausgabe, Carlsen Verlag
Children of the Sea (Kaijū no Kodomo)
Children of the Sea verwebt mystisch-märchenhafte Geschichten rund um das Meer miteinander. Der Manga erschien zwischen 2006 und 2012 und umfasst sechs Bände.

Bild: Cover der englischsprachigen Ausgabe, Viz LLC
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