Bildquelle: The Death of Stalin | Titan Comics (englischsprachige Ausgabe, 25. Juli 2017) |
Die absurdesten Geschichten schreibt das Leben. Denn liest man die Graphic Novel "The Death of Stalin" mag man kaum glauben, dass die Ereignisse, die Stalins Tod im März 1953 in Gang gesetzt hat, tatsächlich so geschehen sind. Na ja, zumindest fast so. Autor Fabien Nury und Zeichner Thierry Robin nutzen hier zwar den historischen Rahmen, die Details sind aber freie Interpretationen - was selbstverständlich sein sollte, wenn man bedenkt, dass geheime Interna nur selten an die Öffentlichkeit gelangen und wenn, dann oft schwer belegbar sind. So etwa der Einstieg der Graphic Novel rund um die Pianistin Marija Judina:
Stalin hört im Radio Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 und ruft daraufhin bei der Rundfunkleitung an, um eine Platte des Konzerts zu bekommen. Da es sich um eine Live-Sendung handelte, existiert allerdings keine Aufzeichnung. Aus Angst im Arbeitslager (Gulag) zu landen, hält der Leiter die Musiker fest und zwingt sie die Nacht über das Konzert nochmals zu spielen, Stalin die gewünschte Platte liefern zu können. Der Dirigent bekommt eine Panikattacke und muss ersetzt werden, die anderen nehmen gehorsam ihre Plätze ein - mit Ausnahme der Pianistin Marija Judina, die offen gegen Stalin protestiert und nur nach einer Zahlung von 20.000 Rubel zu überreden ist.
Als die Platte am nächsten Morgen abgeholt wird, steckt Judina heimlich einen Brief in das Cover, in dem steht, dass sie für ihn, Stalin, Tag und Nacht bete, damit Gott ihm für seine Sünden vergebe und sie das Geld ihrer Gemeinde spende. Stalin liest diesen Brief, legt die Scheibe auf den Plattenspieler und erleidet einen Schlaganfall, während er die Aufzeichnung von Mozarts Klavierkonzert hört.
So grotesk es klingt: Diese Szenen sollen sich tatsächlich so ähnlich abgespielt haben, nachzulesen etwa in dem Spiegel-Artikel "Jubeln sollt ihr!" von Dimitrij Schostakowitsch (Spiegel 39/1979). Auch das Chaos, das nach Stalins Tod ausbricht und der Machtkampf der Führungsspitze rund um Nikita Chruschtschow und Lawrenti Beria sowie der heikle Umgang mit den beiden Kindern Stalins basieren lose auf historischen Begebenheiten.
Die Graphic Novel fängt all das als bittere Politsatire grafisch hervorragend ein und schafft es, auch die typischen Symbole der UDSSR mit in die Panelgestaltung einzubeziehen. Auf komödiantische Einlagen oder gar Slapstick wird hier zum Glück verzichtet. Die Situationen als solche genügen, um all den Irrsinn dieser Zeit zu verdeutlichen. Dazu passen auch die meist eher gedämpften Farben, die auf jeder Seite eine latent bedrohliche Stimmung mitschwingen lassen. Vorwerfen kann man "The Death of Stalin" lediglich die Kürze: Fabien Nury und Thierry Robin versuchen auf rund 120 Seiten ein sehr komplexes Machtgefüge einzufangen, das ohne Kenntnisse der damaligen politischen Situation und der erwähnten Protagonisten mitunter schwierig nachzuvollziehen ist. Aber auch ohne geschichtlichen Background ist "The Death of Stalin" eine Empfehlung wert.
Titel: The Death of Stalin: Eine wahre Geschichte... auf sowjetische Art
Verlag: Splitter-Verlag; Auflage: 1 (22. Februar 2018)
Preis: ca. 29,80 Euro (gedruckt)
Verlag: Splitter-Verlag; Auflage: 1 (22. Februar 2018)
Preis: ca. 29,80 Euro (gedruckt)
Sprache: Deutsch
Seiten: 144
Cover: Splitter-Verlag
Seiten: 144
Cover: Splitter-Verlag
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Bilder im Text: The Death of Stalin | Titan Comics (englischsprachige Ausgabe, 25. Juli 2017)
Der Film zur Graphic Novel
"The Death of Stalin" wurde von Armando Iannucci verfilmt und läuft ab sofort in den deutschen Kinos. Ich habe den Film zwar noch nicht gesehen, vom Trailer aus zu schließen, hat der Regisseur seinen Schwerpunkt aber deutlicher auf den komödiantischen Aspekt gelegt.
Die Schauspieler:
Die Schauspieler:
Steve Buscemi: Nikita Chruschtschow
Simon Russell Beale: Lawrenti Beria
Jeffrey Tambor: Georgi Malenkow
Michael Palin: Wjatscheslaw Molotow
Paul Whitehouse: Anastas Mikojan
Jason Isaacs: Georgi Schukow
Olga Kurylenko: Marija Judina
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